ADHS-Diagnostik im Erwachsenenalter bei Frauen: Warum sie oft lange unerkannt bleibt

ADHS-Diagnostik im Erwachsenenalter bei Frauen Masking spaete Diagnose

12/17/20254 min read

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Verständnis von ADHS bei Frauen

Die Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung (ADHS) ist eine neurodevelopmentale Erkrankung, die oft mit hyperaktiven und impulsiven Verhaltensweisen assoziiert wird. Obwohl ADHS in der Kindheit diagnostiziert wird, gibt es eine wachsende Zahl von Fällen, die erst im Erwachsenenalter bei Frauen erkannt werden. Dies kann auf verschiedene Faktoren zurückzuführen sein, die sowohl biologischer als auch gesellschaftlicher Natur sind.

Bei Frauen zeigt sich ADHS häufig anders als bei Männern. Während hyperaktive Symptome in der Kindheit bei Jungen eher zur Diagnose führen, sind es bei Mädchen oftmals weniger offensichtliche Symptome, wie innerliche Unruhe oder Konzentrationsschwierigkeiten. Diese subtileren Formen von ADHS führen oft dazu, dass die Störung unentdeckt bleibt, da sie nicht den stereotypischen Vorstellungen von ADHS entsprechen.

Zusätzlich zur unterschiedlichen Symptomatik gibt es auch ein gesellschaftliches Stigma, das Frauen betrifft. Die Erwartungen an Frauen in Bezug auf Verhalten, Verantwortlichkeiten und Rollen können dazu führen, dass sie ihre Symptome maskieren oder die Diagnose selbst in Frage stellen. Viele Frauen bezeichnen sich selbst als chaotisch oder unorganisiert, was die Suche nach professioneller Hilfe behindern kann.

Kognitive und emotionale Regulation sind bei Frauen mit ADHS oft beeinträchtigt. Dies kann zu Schwierigkeiten im Berufs- und Privatleben führen, da Frauen möglicherweise keine Unterstützung suchen oder erhalten, weil ihre Probleme nicht als ADHS erkannt werden. In den folgenden Abschnitten wird erforscht, warum ADHS bei Frauen oft erst im Erwachsenenalter diagnostiziert wird und welche spezifischen Herausforderungen dabei auftreten.

Symptome und Herausforderungen der ADHS bei Frauen

Aufmerksamkeit-Defizit-Hyperaktivitäts-Störung (ADHS) manifestiert sich bei Frauen häufig durch spezifische Symptome, die von äußeren Beobachtern oft nicht als indicators für die Störung wahrgenommen werden. Während ADHS klassischerweise mit Hyperaktivität und impulsivem Verhalten assoziiert wird, zeigt sich bei Frauen häufig eine differenzierte Symptombildung. Statt der typischen Unruhe können die Symptome subtiler sein; beispielsweise zeigt sich bei vielen Frauen eine innere Unruhe oder Konzentrationsschwierigkeiten. Diese Form der ADHS wird oftmals als „unauffällige“ oder „versteckte“ ADHS bezeichnet, was dazu führt, dass die betroffenen Frauen häufig lange Zeit keine Diagnose erhalten.

Ein zentraler Aspekt der Herausforderungen für Frauen mit ADHS liegt in der Emotionalität. Viele Frauen erleben eine verstärkte Sensibilität und emotionales Ungleichgewicht. Dies kann zu einer erhöhten Anfälligkeit gegenüber Angstzuständen und Depressionen führen, da die Schwierigkeiten in der Bewältigung des Alltags oft interne Konflikte hervorrufen. Ein geringes Selbstwertgefühl ist häufig eine Begleiterscheinung dieser Störungen, da Frauen möglicherweise das Gefühl haben, in sozialen und beruflichen Kontexten nicht genügend zu leisten oder den Erwartungen nicht gerecht zu werden.

Zudem kann die doppelte Belastung durch gesellschaftliche Erwartungen an Frauen hinsichtlich ihrer Rolle als Mutter, Partnerin oder Arbeitnehmerin zusätzliche Herausforderungen schaffen. Diese Erwartungen können die Fähigkeit, Unterstützung zu suchen oder die Symptome zu kommunizieren, erschweren. Die Kombination dieser Faktoren führt dazu, dass ADHS bei Frauen oft nicht rechtzeitig erkannt wird, was schwerwiegende emotionale und psychologische Folgen haben kann, die sich auf alle Lebensbereiche auswirken.

Die Rolle von Stigmatisierung und Missverständnissen

Auf dem Weg zur ADHS-Diagnostik im Erwachsenenalter stehen Frauen häufig vor der Herausforderung, dass soziale Stigmatisierungen und Missverständnisse im Zusammenhang mit der Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung bestehen. In vielen Gesellschaften herrscht immer noch ein weit verbreitetes Missverständnis darüber, wie ADHS tatsächlich aussieht. Oftmals wird angenommen, dass die Symptome dieser Störung in erster Linie hyperaktive oder impulsive Verhaltensweisen bei Kindern betreffen. Diese falsche Wahrnehmung führt dazu, dass besonders Frauen, bei denen sich ADHS oft anders äußert, ihre Symptome nicht ernst nehmen oder falsch interpretieren.

Kulturelle Erwartungen und stereotype Geschlechterrollen verstärken dieses Problem. Frauen werden häufig dazu erzogen, den sozialen Normen zu entsprechen, die von ihnen erwarten, verantwortungsbewusst, organisiert und sozial kompetent zu sein. Diese Erwartungen können dazu führen, dass Frauen mit ADHS dazu neigen, ihre Schwierigkeiten zu verbergen und nicht um Hilfe zu bitten, aus Angst, als unangepasst oder schwach wahrgenommen zu werden. Die Stigmatisierung, die mit psychischen Erkrankungen einhergeht, trägt zusätzlich dazu bei, dass viele Frauen sich einer Therapie oder diagnostischen Verfahren nicht öffnen.

Als Resultat der oben genannten Faktoren bleibt ADHS bei Frauen häufig unerkannt, bis sie schwerwiegende Auswirkungen auf ihr Leben haben, wie beispielsweise Schwierigkeiten im Berufsleben oder in zwischenmenschlichen Beziehungen. Die Untätigkeit, mit der das Thema behandelt wird, kann zu einem tiefen Gefühl der Frustration, Isolation und ein vermindertes Selbstwertgefühl führen. Um diesen Herausforderungen zu begegnen, ist es wichtig, mehr Aufklärung über ADHS zu betreiben und die Stereotypen, die mit Geschlecht und Behandlung psychischer Störungen verbunden sind, zu hinterfragen.

Diagnostische Verfahren und der Weg zu einer Diagnose

Der diagnostische Prozess für Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung (ADHS) bei Frauen im Erwachsenenalter ist ein vielschichtiger und oftmals komplexer Weg. Ein zuverlässiger Diagnoseschritt beginnt in der Regel mit einer ausführlichen Anamnese. Diese beinhaltet Gespräche über die Kindheit, Lebensumstände und aktuelle Herausforderungen, die typische ADHS-Symptome wie Unaufmerksamkeit, Impulsivität oder emotionale Überreagibilität betreffen können. Bei Frauen spielt die Lebensgeschichte eine entscheidende Rolle, da viele Symptome möglicherweise weniger ausgeprägt oder anders ausgebildet sind als bei Männern.

Zusätzlich zu den Gesprächen kommen standardisierte Tests und Bewertungsinstrumente zum Einsatz. Diese umfassen unter anderem Fragebögen, wie die Conners Adult ADHD Rating Scale oder das Adult Self-Report Scale (ASRS). Diese Instrumente sind entscheidend, um die Symptomsymptomatik und das Verhalten systematisch zu erfassen und eine Unterscheidung von anderen psychischen Erkrankungen zu ermöglichen.

Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die umfassende Bewertung durch Fachleute, die nicht nur auf ADHS spezialisiert sind, sondern auch ein tieferes Verständnis für die spezifischen Herausforderungen von Frauen mit dieser Störung haben. Eine sorgfältige Einschätzung kann eine Vielzahl von Faktoren umfassen, darunter emotionale, soziale und berufliche Aspekte. Hierbei ist es von großer Bedeutung, ein unterstützendes Umfeld zu schaffen, das den Betroffenen hilft, offen über ihre Symptome und Erfahrungen zu sprechen. Durch einen sichereren Raum lässt sich die Diagnostik präziser gestalten und kann eine bessere Grundlage für die Behandlung und Unterstützung bieten. Die Komplexität dieser Diagnostik ist oft der Grund, warum ADHS bei Frauen im Erwachsenenalter häufig lange unerkannt bleibt.